Dienstag, 15. April 2014

Ordnung und Regeln

Hier der Auszugs eines Kommentars von Margitta Bayer in http://raphaelfellmer.de/2013/11/18/wir-suchen-ein-neues-zu-hause/ (Der vollständige Kommentar ist im Link nachzulesen).

Lieber Raphael, Nieves und Tochter,
es ist sehr gut, dass Ihr Euch mit ganzer Kraft gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln engagiert. Ich bewundere Menschen, die nicht nur reden, sondern etwas tun.

Leben ohne Geld ist wirklich erstrebenswert, in dieser Gesellschaft, die vom Geld regiert wird eine der schwersten Aufgaben. Besonders, wenn man, wie ich, etwas Besonderes aufbauen will, geht es nicht ohne Geld. Und doch habe ich hier 6 Jahre lang ganz anders meinen Campingplatz geführt als das üblich ist. Gebrauchte Sachen, fast ausschliesslich von Ebay alles her schicken lassen und damit einen simplen, ursprünglichen Urlaubs-Platz für Menschen mit wenig Geld errichtet. Alles, was woanders gegen Aufpreis verliehen wird, gab es hier kostenlos, in der Hoffnung, die Menschen leisten jeweils freiwillig einen kleinen Beitrag, der mich weiter bringt, z.B. ein Fahrrad, Boot , Spielzeug, Werkzeug usw. reparieren. Hat auch manchmal funktioniert. Leider muss ich jedoch nach 6 Jahren sagen, dass ich bei allem positiven Denken auf diese Weise sehr viel Schaden genommen habe. Vieles verschwand, da alles allen offen zur Nutzung stand, überwiegend fand ich alles kaputt wieder. Sehr schnell gewöhnen sich Menschen daran, dass alles, was sie sehen kostenlos bereit steht nehmen selbstverständlich, wollen immer mehr aber mit dem Geben ist das so eine Sache.

Ich bin gerade auf dem Weg, der mir sehr schwer fällt, einzusehen, dass ich so nicht mein Ziel erreichen kann, -hier ein kleines autarkes Dorf zu schaffen. Es braucht sehr viele fleissige Hände. Wovon soll ich die bezahlen wenn ich ständig nur zusetze und neu kaufen muss was alles kaputt geht und verschwindet und wovon die Wohnwagen, den Strom und alle anderen Kosten begleichen- Keiner liefert mir etwas wenn ich nicht Geld liefere...
Ganz herzliche Grüsse und viel Kraft und Erfolg aber vor allem Glauben an die Menschen
Margitta

Bild: Unser Familienkiosk in Paraguay. Der Autor dieses Blogs hat mit Unterbrechungen 30 Jahre in Paraguay verbracht.


Meine eigene Meinung dazu:
Hier sieht man deutlich die Schwäche von sogenannten Idealisten. Sie haben meistens keine Lebenserfahrung. Der Mensch braucht eine ordnende Hand. Natürlich nicht jeder. Aber die wo keine ordnende Hand brauchen, weil sie selbstverantwortlich sind und gut erzogen, halten sich von selber an vernünftige Regeln.

Und wie im Kleinen so auch im Grossen. Die Menschen brauchen eine Führung und ordnende Hand. Sprich vernünftige Regeln im Zusammenleben. Dazu braucht es keine geschriebenen Gesetze sondern jeder muss nur wissen was in einer Gemeinschaft verlangt wird. Wenn einer immer wieder und mit Vorsatz dagegen verstösst muss man eben den Störensfried aus der Gemeinschaft ausstossen. In ehemaligen Naturgemeinschaften die schlimmste Strafe. Unter Harz 4 natürlich kein Problem.

In geldlosen Gemeinschaften die noch notgedrungen mit dem Scheingeldsystem verwickelt sind ist eine ordnende Hand das wichtigste Werkzeug um die Gemeinschaft auf Dauer zu erhalten. Durch Erfahrungswerte werden die nötigen Regeln aufgestellt. Sie dürfen nicht ausarten. Auch dies ist sehr wichtig. Gute Gruppenführer werden da sicher eine gefühlvolle Balance finden. Dafür werden sie ja gewählt. In Gruppen bis zu ca. 70 Teilnehmern kann man noch gemeinsam abstimmen. Das Wort "Demokratie" würde ich für diesen Abstimmungsprozess vermeiden. Abgestimmt wird nur bei Notwendigkeit und nicht in Zeitabständen. Auch das mitdenkende Kind wird angehört und ernstgenommen. Und wenn es sich nur für eine Verbesserung der Spielecke einsetzt.

In einer Gruppe muss jeder etwas dazu tun. Ausser natürlich noch spielende Kinder, behinderte- und alte Menschen. Der eine bearbeitet am Wochenende zum Beispiel den Gemüsegarten. Der andere übernimmt einmal alle zwei Wochen die anfallenden Reparaturarbeiten. Der andere passt auf die Kinder der Gemeinschaft auf usw. Der wo übriges Geld hat kann zum Beispiel die Stromkosten der Gemeinschaft übernehmen und braucht dadurch nicht seine Zeit für die Gemeinschaft verschwenden. Und auf diese Weise wird man in gemeinsamer Ausarbeitung für alles Lösungen finden. Denn Schmarotzertum von Unten ist genauso verwerflich wie Schmarotzertum von Oben. Das ist das aller-aller-aller Wichtigste, dass man keine Unordnung und schlaues Leben auf  Kosten und dem Buckel anderer duldet.

Ich möchte aber auch darauf aufmerksam machen, dass das Leben in der Gruppe sich gemächlich und locker abspielen soll. Es wird kein Konkurrenzstreben erlaubt werden. Auch Spiele werden aus Spass am Spiel durchgeführt. Es werden keine Urkunden und keine Belohnungen dafür gegeben. Allgemeine Anerkennung ist mehr wert. Auch sind wir keine Arbeiterameisen sondern kreativ veranlagte Schöpferwesen die schöpferische Pausen bitter nötig haben.

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